Letmathe. Der Name Renfordt ist in Letmathe nicht einfach nur ein Name – er ist eine Marke. Großen Anteil daran hat Karl Heinz Renfordt. Jahrzehntelang hat der heute 86-jährige den Malerbetrieb, den sein Vater Fritz 1927 in Oestrich gegründet hat, als Handwerksmeister geführt.
60 Jahre ist die Prüfung nun schon her. Von der Handwerkskammer hat er deshalb den Diamantenen Meisterbrief bekommen.Hätte dies jemand dem jungen Karl Heinz vorhergesagt, hätte es wahrscheinlich einen Einwand gegeben. Nicht wegen der Ehrung an sich, sondern wegen des Berufes.

Folgen des Krieges ließen Berufswunsch platzen

„Ich wollte nämlich eigentlich Bäcker werden“, sagte der Senior, der sich zum Gesprächstermin in geistig und körperlich beeindruckendem Zustand präsentiert hat. Es waren die Folgen des Zweiten Weltkrieges, die ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Weil sich sein älterer Bruder Friedrich noch in Colorado Springs in amerikanischer Gefangenschaft befunden hat, als dieser das väterliche Unternehmen übernehmen sollte, musst Karl Heinz ran.“Natürlich hat das auch Spaß gemacht“, beteuert er glaubhaft. Denn in einem Beruf, der einem nicht gefällt, stellt sich selten der Erfolg ein. Wäre das nicht der Fall gewesen, würden sich heute nur noch die älteren Letmather an den Malerbetrieb Renfordt erinnern. Einen entscheidenden Anteil daran, dass es funktioniert hat, hatte seine Ehefrau Doris, die sich um das Kaufmännische gekümmert hat. In diese Zeit fällt auch der Umzug von Oestrich an die Schwerter Straße. Das war 1978.
Zwei Jahre, nachdem sein Sohn Jochen zum 1. Januar 1996 in dritter Generation die Leitung übernommen hat, wurde direkt neben dem bisherigen Firmensitz neu gebaut.
Hin und wieder, erzählt der Sohn, schaut sein Vater während des Spaziergangs an der Schwerter Straße 25 vorbei.“ Er ist hier natürlich ein gern gesehener Gast.“ Und wenn er wieder geht, verabschiedet sich der Vater gerne mit einem seiner flotten Sprüche: „Ich bin froh, dass ich mit diesem Quatsch nichts mehr zu tun habe“, heißt es dann oft.
Das einzige, was in der Branche unverändert geblieben ist, seit Karl Heinz Renfordt 1956 die Meisterprüfung bestanden hat: „Bei der Arbeit geht der Arm immer noch von oben nach unten“ Der Altmeister lässt wieder seinen Humor sprechen: „Wir haben früher noch mit Bleiweiß gearbeitet, ohne dass irgendein Umweltfritze hinter uns gestanden hat.“ Ausdrücken, dass früher alles besser war, will er damit nicht. Um den Meistertitel zu erlangen, musste der gebürtige Oestricher nach Lemgo, das zum Hoheitsgebiet der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld gehörte. „Die Schulen bei uns in der Gegend waren alle noch im Aufbau.“ Noch so eine Folge des Krieges, der erst rund zehn Jahre zurücklag.
Auf eine Konstante sind Vater und Sohn schon etwas stolz: Fritz, der erste unter den Renfordtschen Malermeistern, würde wohl zustimmen: „Jede Generation hat mindestens einen Auftrag in der Friedenskirche gehabt. Der Opa hat damals die Holzdecke der neuen Kirche gestrichen, mein Vater und ich hatten dort auch immer wieder zu tun.“

(Bild & Text von Oliver Bergmann, IKZ Redaktion Letmathe vom 20.12.2016)

…und es geht weiter:

Die vierte Generation steht bereits in den Startlöchern:
Lukas Renfordt hat am 21.12.2016 die Gesellenprüfung zum Maler- und Lackierergesellen mit 97 von 100 möglichen Punkten bestanden.